Red Center Adventure

Drei Tage im Outback. Zwei Nächte unter freiem Himmel, im sogenannten „Swag“ schlafen. Wilde Tiere, Fliegen, Spinnen, Krabbelgetier und Temperaturen um die 35-40 Grad. Klingt das nicht verlockend? Ich war im Vorfeld sehr skeptisch (oder besser gesagt ängstlich) und habe Markus beinahe täglich in den Ohren gelegen, ob das das Richtige für uns (mich) ist. Kleines Fazit vorab: Es ist eine einmalige Erfahrung und wir hatten eine grandiose Zeit. Aber: Für mich kann das durchaus einmalig bleiben.

Hier die Highlights im Überblick

  • Flug von Adelaide nach Uluru (Ayers Rock) mit Jetstar; Dauer: 2:40h
  • Uluru liegt im sogenannten Red Center. So wird die Wüste mit rotem Sand im Zentrum/Outback bezeichnet. Charakteristisch sind die über etliche Kilometer verlaufenden, bewachsenen Sanddünen. Die Landschaft ist geologisch über 800 Millionen Jahre alt (Quelle: Wikipedia)
  • Abholung durch unsere wunderbare Gruppenleiterin Olivia, mit pinkem Haar und dem Reisebus „Pinky“. Sie lebt das Branding sowas von.
  • Wir waren eine tolle Reisegruppe mit 23 Personen aus aller Welt. Alter: Mitte 20 bis Anfang 40. In Summe drei Deutsche: wir und Anne, eine Austausch-Studentin aus München.
  • Ja, es war unfassbar warm. Es gab jeden Tag Sperrungen im Nationalpark für bestimmte Wanderrouten nach 11 Uhr. Wir wurden ständig ans Trinken erinnert und mussten auf den Wanderungen mindestens zwei bis drei Liter mitnehmen.
  • Es handelte sich um eine Backpacker Adventure Tour. Das bedeutet, wir haben bei allem mitgeholfen: Essen zubereiten, Feuerholz sammeln, die Swags vorbereiten, aufräumen.

Erster Tag: Uluru (Ayers Rock)

  • Direkt nach Abholung am Flughafen ging es in den Uluru Kata Tjuta Nationalpark. Dort wanderten wir rund um den Uluru, der übrigens circa 860 Meter hoch ist und sich auch noch mehrere Kilometer unter der Oberfläche erstreckt. Olivia gab uns diverse Informationen zu den Aborigines, ihrer Kultur, den politischen Entwicklungen und auch geologische Fakten zur Entstehung des Red Centers.
  • Die Rechte der Aborigines werden seit 1985 durch die Regierung gestärkt. So haben sie beispielsweise große Teile des Red Centers zurückerhalten und pflegen dort ihre Traditionen. Interessant ist, dass sie den Ayers Rock wieder umbenannt haben in “Uluru“. Außerdem dürfen seit Oktober 2019 keine Besteigungen mehr durchgeführt werden. Die Entscheidung entspricht aber nicht nur dem Wunsch der Aborigines, sondern hat auch Sicherheitsgründe. Bis zu 40 Menschen starben bereits am Uluru. Auf Wunsch der Aborigines kann man Uluru und weitere für sie heilige Städte nicht mehr von allen Seiten fotografieren – und manche sogar gar nicht mehr. Sie können auch ganze Nationalparks sperren. Vor Wochen war der Uluru beispielsweise nicht besuchbar. Also hatten wir Glück.
  • Danach ging es zum Sunset View Spot mit Sektchen und Snacks.
  • Die erste Nacht verbrachten wir in einem Campingplatz nahe des Uluru. Es gab Burritos und um 9 Uhr war bereits Schlafenszeit, denn Olivia kündigte an, dass wir am nächsten Morgen um 3.45 geweckt werden für den Sunrise. Außerdem mussten wir die Wanderungen früh morgens machen, aufgrund des Wetters. Wir duschten und dort hatte ich die erste Begegnung mit einer Spinne. Ich bin mir fast sicher, dass es eine Redback (also giftig war). Aber so ganz konnte ich den roten Punkt nicht ausmachen. Aber ich habe mich schnell in Sicherheit geflüchtet. An sich sind die Camps super einfach, hier und da recht „abgewrackt“, aber grundsätzlich sauber. Wer aber Krabbelzeug nicht abkann, für den ist das nichts: Wir hatten Besuch von einer Maus, unzähligen Fliegen und Krabbelzeug. Auch echt nervig waren die Ameisenkolonnen auf dem Boden, die uns leider oft gebissen haben.
  • Und nun zum Swag und zur Übernachtung: Wir hatten uns Schlafsäcke gemietet, die in die Swag reingelegt werden (oder man bringt eigene mit, aber die wollten wir nicht schleppen). Denn ohne wäre es echt unhygienisch. Die Dinger werden direkt nach dem Schlafen wieder zusammengerollt. Nix mit auslüften und desinfizieren. Der Swag hat innen eine dünne Matratze und kann mit Reißverschlüssen komplett geschlossen werden. Wenn nötig, gibt es ein „Dach“ für den Kopf. Das ist einfach ein Stück Stoff. So verhindert man, dass Tiere reinkriechen und ist geschützt (auch vor Regen). Grundsätzlich ist darin zu schlafen völlig in Ordnung. Aber es war einfach nachts noch unfassbar warm und wir haben alle geschwitzt des Todes. Erst irgendwann in der Nacht kühlte es genug runter, um einigermaßen zu schlafen. Ich würde sagen, ich hatte ein paar Stunden Schlaf, aber das der gut war, würde ich nicht behaupten. Dafür war ich auch viel zu aufgeregt, ob mich nachts ein Tier heimsucht. Ich kann beruhigen, ich wurde nicht behelligt. Und auf Toilette musste ich auch nicht, Thank God.
  • Jetzt zum Sternenhimmel, der hochgelobt wurde (weil so viele kleine Sterne, weniger Lichtstörung, so romantisch): Am ersten Abend hatten wir leider abnehmenden Vollmond, der so hell war, dass nicht mehr Sterne als sonst auch zu sehen waren. Romantisch fand ich es jetzt auch weniger mit 23 Leuten im Kreis zu schlafen 😉 In der zweiten Nacht aber haben wir vor lauter Sternen nicht gewusst, wo wir hinschauen sollten. Der Himmel war voll! Unglaublich beeindruckend, so etwas habe ich noch nie gesehen!

Tag 2 Kata Tjuta (die Olgas)

  • Olivia weckte uns wie versprochen um 3:45 Uhr. Dann gab es ein schnelles Frühstück, Rucksack für die Wanderung packen und um 4:50 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Sonnenaufgang. Hat sich gelohnt so früh aufzustehen!
  • Danach wanderten wir am Kata Tjuta. Das ist eine Gruppe von mehr als 30 Felsgruppen, die genauso alt sind wie der Uluru. Leider durften wir keine Fotos davon machen
  • Anschließend ging es kurz zurück ins Camp zum Mittagessen, bevor uns vier Stunden Busfahrt zum Kings Canyon erwartete. Wüste, Wüste, Wüste – alle 100 Kilometer circa mal ein Toilettenhäuschen und definitiv nirgendwo Handyempfang.
  • Beim Campingplatz angekommen wurde wieder gemeinsam gekocht und das Nachtlager aufgeschlagen. Diesmal haben wir unterwegs Feuerholz gesucht und ein Feuer mit Marshmallows hat uns den Abend versüßt.
  • Hier wurde deutlich mehr vor wilden Tieren (Schlangen, Dingos) gewarnt. Einen Dingo haben wir tatsächlich auch gesehen, der sich sogar durch das Stoffgitter in die Küche gebissen hat, um in unserem Müll zu wühlen (als wir unterwegs waren). Wir mussten immer aufpassen, dass nichts rumliegt – auch nicht an allgemeinen Gegenständen, weil die Dingos sie einfach stehlen.
  • Kurz vorm Schlafen gab es dann noch einen kleinen Aufreger, da aus Markus Swag eine Spinne krabbelte. Danach war bei mir an Schlaf erstmal nicht zu denken. Aber da es etwas kühler war und ein angenehmer Wind herrschte, verfiel ich dann doch irgendwann in einen Halbschlaf.

Tag 3: Watarrka Nationalpark mit der Sandsteinschlucht King’s Canyon

  • Ihr kennt das Spiel jetzt: 3:45 Uhr aufstehen, circa 30 Minuten Fahrt in den Canyon. Es gab wieder eine Wetterwarnung vor Hitze, aber diesmal war es zu unserem Glück bewölkt. Es hat dann auch hier und da etwas geregnet – vor allem danach auf dem Weg nach Alice Springs. Unwetter und Stürme sind hier derzeit an der Tagesordnung. Aber wir hatten bisher Glück – vor allem Nachts.
  • Der Canyon ist wirklich sehr beeindruckend und definitiv die schönste Wanderung von allen. Circa 3,5 Stunden haben wir gebraucht, aber Olivia hat auch oft angehalten und uns die Flora und Fauna erklärt.
  • Was kam danach? Na klar: Lunch im Camp und dann finale Abreise nach Alice Springs. In Summe sechs Stunden Busfahrt. Bei den Temperaturen echt eine kleine Qual, da die Klimaanlage eher mäßig funktionierte. Abends gegen 18:30 Uhr erreichten wir die Zivilisation und waren sehr froh über ein ordentliches Bett, eine schöne Dusche und kein Getier mehr. Wobei, das muss ich direkt relativieren. Aber dazu mehr im nächsten Artikel.

Fazit: Wir haben die Tour mit Mulga Adventures gebucht – ein kleiner Anbieter – für 575 Dollar pro Person. Die Gruppe war super, unser Guide Olivia war mega motiviert und hat uns super in Zaum gehalten. Ich war überrascht, dass sie 23 Leute allein betreut. Respekt davor! Also: absolute Empfehlung und eine „Once in a lifetime experience“.

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