Klettern am Stahlseil

Queenstown. Das Mekka teuren Actionsports. Der Berg ist Hotspot der südlichen Hemisphäre. Ein Ziel, das auf keiner Südinselreise in Neuseeland fehlen darf. Naja, dort verbrachten wir jedenfalls die Nacht. Eine schlaflose Nacht, mit zwei japanischen Gegentoren zu viel.

Im Vorfeld unserer Reise haben wir zur Vorbereitung selbstverständlich umfangreiche Recherchen unternommen, was es alles für uns zu entdecken geben wird. Eine Aktivität stach mir im Speziellen hierbei hervor. Es handelt sich um einen Klettersteig in einem Wasserfall. Der weltweit höchste Klettersteig, der vertikal einen Wasserfall hinaufgeht, so so. Das ganze spielte sich aber nicht direkt in Queenstown ab, sondern bei Wildwire Wanaka und hörte auf den verspielten Namen „Lord of the Rungs“. Ähnlich wie „Lord of the Rings“ (eine bekannte Filmproduktion, die vor allem in Neuseelands Natur gedreht wurde, ho ho ho…). Rungs sind jedenfall die stählernen Tritthenkel im Berg, auf denen herumklettert wird. Dabei ist man stets doppelt gesichert an einem Drahtseil – also alles ganz vernünftig!

Das ganze gibt es in drei Leveln, oder auch Schwierigkeitsgraden. Der ganze Wasserfall mit seinen Zwischenstufen hat ca. 400 Meter. Die Strecke ist etwa gedrittelt und bietet dann jeweils nach einem Abschnitt einen Aussteig. Dauer, Preis und auch Schwierigkeit richten sich nach dem gewählten Level. Level 3 hat als Highlights einen Überhang sowie den „Abstieg“ mit dem Helikopter – für stolze 600 NZD (ca. 350 Euro).

Auf jeden Fall sind die Plätze für diese Touren sehr beschränkt und es bedarf einer Buchung des Slots. Da wir nicht planen konnten, wann wir genau dort sein werden, fiel die Wahl kurzfristig auf den einzig verfügbaren Platz innerhalb der kommenden Tage. Level 2, am 24. November 2022. Es wären sogar zwei Plätze frei gewesen, aber nun ja, einer musste ja auf den Camper aufpassen. Das heißt, wir fuhren die 1h 15m von Queenstown nach Wanaka, Bina observierte den Camper mit Adleraugen und ich trat meine unerwartete Reise an, den Lord of the Rungs zu bezwingen. Meine zwei Gefährten auf dieser Reise waren aus dem nicht so fernen Australien angereist. Nach kurzer Sicherheitseinweisung machten wir uns also auf den Weg.

Es war an sich ein cooles Erlebnis! Ich hatte bereits in Österreich einen Klettersteig gemacht. Dieser hier war schon auch ganz cool, weil er recht gerade noch oben ging. Die frisch verschneiten Berge aus der vorherigen Nacht gaben eine prächtige Kulisse her. War es anstrengend? Körperlich nicht wirklich, da man nur sehr langsam vorwärts kommt. Im Grunde steigt man 300 Meter lang eine Leiter hinauf. Mit unterschiedlich großen Stufen. Dabei passierten wir 3-4 Brücken, teils bestehend aus einer Holzplanke, teils auch nur aus einem Drahtseil. Beide Varianten natürlich gesichert und mit jeweils zwei Seilen zum Festhalten versehen. Das zahlt vor allem auf die andere Dimension von Anstrengung ein. Mental ist dieser Klettersteig bestimmt die größere Herausforderung. Immer den Abgrund unter einem, 20-30 Meter Wasserfall, man hängt quasi am nackten Fels. Trittsicherheit sollte man haben. Höhenangst hilft wahrscheinlich nicht ;- )

Mich kostete die Aktion 150 Euro. Regulär liegt Level 2 bei 175 Euro. Ist es das wert? Schwer zu sagen. Ausrüstung, Guide, eine spezielle Location. Auf jeden Fall hat es meine Lust definitiv geweckt, kommendes Jahr auch wieder einen Klettersteig in den europäischen Alpen zu gehen!

Ein paar Eindrücke in Stand- und Bewegtbild anbei.

1 Kommentar

  1. Atemberaubende Bilder. Tolle Leistung von dir. 👍🏻
    Hut ab! Beim Betrachten der Fotos wird mir schon schwindlig. Kann durchaus nachvollziehen, dass Bina die Camper Wache 💂‍♀️ übernommen hat.
    Eins ist sicher: Die Erinnerung an dieser Kletterpartie kann dir keiner nehmen. Viel Spaß für die kommenden Abenteuer. 🙋🏼‍♀️

Schreibe einen Kommentar