Cradle Mountain bei Sonnenschein

Weil es beim ersten Mal so schön war, wollten wir dem Cradle Mountain unbedingt einen weiteren Besuch abstatten. Und dieses Mal waren die Wetterprognosen extrem vielversprechend. Also erneut rein in die wieder trockenen Klamotten, Rucksack gepackt und 40-Minuten Anfahrt in den Nationalpark. Heute war schon mehr los. Gut, es war Sonntag und herrliches Wetter. Aber dennoch weit entfernt von Überfüllung, um keinen falschen Eindruck zu erwecken. Bus, Fahrtkarte, heiße Getränke, Moderation mit Wissenswertem zum Park – das Spiel kennen wir schon. Heute fuhren wir bis zur letzten Station, dem Dove Lake. Von dort startete unsere als Rundkurs geplante Tour.

Im Uhrzeigersinn ging es die ersten 250 Höhenmeter hinauf zum Hanson’s Peak, den wir nach genauer einer Stunde erreichten. Auf dem Programm standen Powerriegel, das Ablegen diverser Kleidungsschichten sowie der Genuss eindrucksvoller Aussichten. So kann es weitergehen!

Der weitere Weg war von immer neuen Seen geprägt, während wir die Hochmoore auf den praktischen Holzplanken überquerten. Stets in unserem Blick: der Cradle Mountain. Noch hatten wir die Option offen, den Gipfelaufstieg auszulassen. 2,5 Stunden für Summit-und-Rückweg (extra!) standen auf dem Schild an der Abzweigung. Puh. Unser Entdeckerherz war aber nicht zu bremsen. Und so haben wir uns diese einzigartige Gelegenheit zur Besteigung nicht entgehen lassen. Und das erste Mal schönes Wetter, nach mehreren Tagen, gab in dieser phänomenalen Landschaft noch einen gehörigen Extrakick.

Zuvor hatten wir schon gehört, der Anstieg sei „kernig“, oder „kraxelig“. Aber was soll schon so schlimm sein dran?! Also, noch einen Riegel rein, Schuhe nachgezurrt und los geht’s!

Nun, schnell merkten wir, dass das hier eine gehörige Kraxelpartie wird. Die Steine wurden immer größer, die zu überwindenden Wände zeitweise immer steiler. In den schattigen Ecken lag noch frischer Schnee versteckt. Die „Diabassäulen“ scheinen grundsätzlich etwas brüchig zu sein, so wie das hier aussah, übersät mit Felsbrocken. Der Extraanstieg sollte uns am Ende ca. 400 weitere Höhenmeter bescheren. Mit jedem dieser Meter stieg die Qualität der Aussicht. Andererseits sank die Freude und Zuversicht mit jedem neuen Kletterstein. Nach der einen oder anderen äußerst kraxeligen Stelle entschieden wir uns dafür, dass Bina besser eine ausgedehnte Standbildimpression der Landschaft genießt. Die Pause war völlig verdient, nachdem sie die unliebsame Kraxelei bis dahin bravorös gemeistert hatte! Allerdings war es auch so, dass ein weiterer Anstieg für sie nicht vernünftig gewesen wäre, da wir aus Zeitgründen noch etwas Puffer für den anspruchsvollen Abstieg benötigten.

Also folgte ich alleine, in schnellerem Tempo, den anderen Wandersleuten, weitere 20 Minuten bis auf den Gipfel. Nach kurzer Rast und einer Reihe an Erinnerungsfotos ging es zurück zum Einsammeln von Bina. Schnell hatten wir uns die richtige Technik zurechtgelegt und waren nach den ersten Metern auch eingegrooved. Füße, Hände, Popo – alles hilft beim eleganten Herabrutschen der Steine. Bina hatte eine kleine Panikattacke an einer doch recht brisanten Stelle, aber auch die wurde gemeinsam gemeistert.

Großes Glück hatten wir, dass wir erneut an Marion’s Lookout vorbeikamen und unsere verregneten Erinnerungsfotos, zwei Tage zuvor, mit Sonnenbildern überschreiben konnten.

So standen am Ende 6h 37m auf der Uhr. Wir absolvierten 857 Höhenmeter hoch und runter auf 15 Kilometern, die uns viel Schweiß und Nerven abverlangten. Dennoch: Alles in Allem war es ein atemberaubender Tag in einer faszinierenden Umgebung. Cradle Mountain – wir können dich definitiv empfehlen! Inklusive Gipfeltour: wer die notwendige Trittsicherheit und Abgebrühtheit mitbringt ; -)

Noch war unser Tag jedoch nicht vorbei. Denn die Fahrt zur nächsten Unterkunft ging für uns quer über die Insel, bis Hobart zurück. Eine vierstündige Tour in den Abend hinein. Würden wir so nicht nochmal planen. Aber die war ein Highlight! Wir wurden im Vorfeld schon gewarnt, man solle besser nicht nach Sonnenuntergang fahren. Auch unzählige Schilder, gerade in den vielen Nationalparks, wiederholten das, stetig zum Schutze der nachtaktiven Tiere. Wir konnten es aber nicht ändern. Los ging es 1 ½ Stunden in kurvigen Berg- und Landstraßen zurück auf den National Highway 1, der uns zurück nach Hobart führen sollte. Jetzt muss man dazu sagen, dass nur, weil etwas „Highway“ heißt, das nicht mit einem Highway europäischer Interpretation vergleichbar ist. Über die meiste Zeit war es eine zweispurige Fahrbahn (eine Spur je Richtung) mit regelmäßigen zusätzlichen Überholspuren alle 5-10 Kilometer. Das ganze war tatsächlich ebenso ein Erlebnis. 150 km, ging es wie im Tunnel dem gleichen Auto hinterher. Ja, Tatsache – immer in gleichem Abstand zum identischen Vordermann. Das war einerseits sehr angenehm, einfach den roten Lichtern vor einem durch die Nacht zu folgen. Andererseits war es auch erschreckend, da man absolut nichts von seiner Umgebung auch nur wahrnehmen konnte, weil man wie im Tunnel mit Tempomat bei 110 km/h durch die Nacht brettert. Und dieser Highway hat Baustellen, Gravel Roads, Kreisverkehre, geht durch verschlafene Örtchen im Nichts. Nach einer durchaus auch meditativen Fahrt näherten wir uns unserer Unterkunft. Wir schafften es (vermutlich) ohne Wildunfall bis an unser Ziel. Ein „Irgendwas“ querte ausreichend vor uns die Straße, ein Wollaby saß unerwartet in der Kurve, hatte aber Glück. Letztlich war die Gründstück-Auffahrt mit ihren 100 Metern das krönende Highlight. 10 hoppelnde Häschen, 1 Bandicot, 1 Wollaby am Straßenrand – hier war dann wirklich High (wild-) Life angesagt! Aber zum Glück ist nichts passiert.

Uns erwartete wieder ein wunderbares Airbnb, das sogenannte Wombat Studio. Patsy, die Besitzerin, empfing uns mit leckerem Karottenkuchen und war wirklich reizend. Schnell ins Bett, denn morgen ist leider bereits unser letzter Tag auf Tasmanien.

4 Kommentare

  1. Dem schließe ich mich an. Mutig, mutig. Großartige Leistung und wirklich traumhafte Bilder. Danke, dass wir dabei sein dürfen.
    Liebe Grüße und weiterhin viele Abenteuer 😅🙋🏼‍♀️

    1. Danke Mama! War wirklich meine bisher herausforderndste Wanderung inklusive Kletterei 🙈

  2. Sehr imposante Bilder 👌👌 einfach traumhaft 😊
    Trotz der ganzen Strapazen, hattet ihr Wunderschönes erlebt. Und Gott sei Dank ist alles gut verlaufen.

    1. Ich hab wieder einige Stoßgebete zum Himmel gesendet 😉

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