Markus‘ TransAlp mit dem Gravelbike

392km – 3.563hm – 5 Tage

Tag 1: Anfahrt Allgäu

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Nun ging es also los, mit dem Fahrrad über die Alpen. Die Idee bestand zwar schon eine Weile, aber wirklich ausgeplant wurde es nur kurzfristig und während der Tour. Die 3-5 Tage vor Start sammelten sich allerlei spontan bestellten Zubehörpakete bei uns zu Hause. Taschen, Kleidung, Werkzeug. Zelt und Schlafsack sollten es nicht sein, lieber in Hotels sollten die Nächte verbracht werden. 

Ab Vorabend wurde bis spät noch alles Zeug am Fahrrad verprobt und befestigt. Packsystem, was nehme ich alles mit, wo muss ich wann rankommen. Wie fährt sich das Bike überhaupt mit dem Gepäck? Irgendwann waren alle diese Fragen mehr oder weniger geklärt und mit nervösem Schlaf ging es für mich in die Nacht. 

Morgens um 7 dann S-Bahn und Regionalzüge bis ins Allgäu – Deutschlandticket sei Dank! Drei Minuten vor der Ankunftszeit in Ulm fiel der DB dann allerdings auf, dass es in Bayern ein bisschen Gewitter gegeben hat. Der Zug nach Kempten ist ausgefallen. Okay, kein Problem. Eine Stunde Frühstückspause, dann kommt schon der nächste. Auch dieser ist ausgefallen, erst zehn Minuten nach Abfahrt.. Es sollte sich später herausstellen, dass auf dem Streckenabschnitt den ganzen Tag kein einziger Zug gefahren ist. Deutsche Bahn: sowas lässt sich an den betroffenen Bahnhöfen besser kommunizieren! 

Na ja, was machen? Ich habe ja ein Fahrrad dabei und war fest gewillt, dieses auch zu benutzen. Bei strahlendem Sonnenschein bin ich dann 50km von Ulm bis Memmingen gefahren. Auf dem Weg offenbarte sich die Gewalt des Unwetters vom Vortag in Form von zahlreichen umgestürzten Bäumen. Ich musste leider so weit wie möglich in die Berge kommen, eigentlich wollte ich am ersten Tag über den Fernpass bis Imst. Mit Start in Pfronten. Da ab Memmingen wieder Züge fuhren und es auch wieder Regen und Gewitter gab, fuhr ich per Zug komfortabel bis nach Lermoos und beendete den ersten Tag. Frohen Mutes der Dinge, die da noch kommen.

Tag 2: Fernpass und Ötztal

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Frühstück, Packen und Taschen wieder ans Fahrrad schnallen, los. Das sollte die Routine für die nächsten Tage werden und war auch nur beim ersten Mal noch etwas nervig. 

Leider war das Wetter immer noch durchwachsen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Auch war ich zwecks der Route noch nicht ganz klar mit mir, ob es über den Reschenpass mit Option Stilfser Joch, oder über Ötztal und Timmelsjoch gehen soll. Ich wollte zugegebenermaßen ja schon einen für mich körperlichen Hammerpass fahren. Und das kommt in meiner Tour nur Freitags in Frage, weil an den Wochenenden zu viel Verkehr auf den Pässen ist. Ich hatte aber Zeit bis Imst um diese Entscheidung zu treffen. 

Der Fernpass war unspektakulär. Es ging abseits der Bundesstraße über Forstwege im Wald ohne Aussicht bis hinaus auf die Kuppe. Leider komplett auf Schotter, was bergauf Antriebskraft und Stabilität kostet, und bergab ganz schön durchrüttelt. Auf dem Weg nach Imst setzte auch noch Regen ein, sodass ich klatschnass zur frühen Mittagspause gezwungen war. 

Nun, das Wetter im Ötztal sollte ab Mittag trocken sein und so entschied ich mich für diese Variante. Auch war der Weg bis Sölden etwas kürzer als bis Reschen. Und eigentlich hätte ich ja bereits am Vorabend in Imst sein wollen..

Die Fahrt bis nach Sölden schlängelte sich gemächlich bergauf auf aller Arten von Wegen des Ötztalradweges. Mal mit Regen, mal nur mit Nieseln. Ich war jedenfalls echt froh, gegen 17 Uhr in Sölden angekommen zu sein. Ich musste zuerst in ein Sportgeschäft, ich hatte nicht nur eine Schraube locker, sondern sie fehlte mir ganz. Und zwar an meinem linken Cleat, der dadurch verrutscht war, weswegen ich natürlich unterwegs auch zwei Mal umgefallen war, bis ich das Problem ausmachte 🙂

Eine Bleibe fande ich im schönen Hotel Valentin am südlichen Ortsausgang. Feines Hotel, bester Wellnessbereich. Abermals nervös vor der kommenden Aufgabe am nächsten Tag, ging ich ins Bett. 

Tag 3: Timmelsjoch

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Heute ist er also, dieser Hammertag. Gegen 8 Uhr machte ich mich auf. Direkt ab Sölden ging es dabei stetig bergauf. Es folgten noch einige Orte und Hotelanlagen und schon recht früh nach 5-10km kam die erste Hammersteigung, bei der ich daran zweifelte, ob mein 1×11 Setup mit 11-42 Kasette hierfür das richtige ist. Und die zusätzlichen Kilo vom Gepäck ebenfalls mit dabei. Also kurz anhalten, Puls wieder runter bringen, Energie nachschieben und weiter geht es. 

Dieses Spiel wiederholte sich ein paar Mal, gar nicht mal immer mit richtigem Absteigen. Mit vermutlich knapp 10 Minipausen kam ich laut Tourdaten nach 2h 25m auf der Passhöhe an. Das Timmelsjoch. 2.509m über Normalnull. Von Sölden aus kletterte ich gut 1.300 Höhenmeter über 23,5km. 9,7 km/h. Eigentlich ganz okay fürs erste Mal finde ich 🙂

Und ja, währenddessen war ich froh, nicht den Stelvio probiert zu haben! Der wäre nochmal länger und höher gewesen, zeitweise womöglich auch steiler. Den gibt es einmal in einer anderen Konstellation, ohne Gepäck, anderes Fahrrad. 

Wie immer zeigte sich aber auch hier wieder, dass konstantes Essen alle 20-30 Minuten unerlässlich ist. Und große Pausen vermeiden, das macht die Beine wohl irgendwie noch müder als würde man zügig weiter fahren. 

Oben angekommen gab’s ne Cola, einige Fotos und drei Schichten an Windschutz für die Abfahrt nach Meran. Und die war genial! Einfach rollen lassen, ohne Ende, ohne Anstrengung. Kehre für Kehre, mit bis zu 70 km/h. Nach 1,5h war ich 50km weiter in Meran und auch schon wieder 2.200 Höhenmeter tiefer. Die brütende Hitze kam einen aber schon weitaus früher entgegen. Das ganze Passeiertal hatte auch einen Radweg, leider viel davon auf Schotter. Da aber bergab wirklich wenig Anstrengung notwendig war, ließ sich das aushalten. 

Zum Tagesausklang pushte ich noch weitere 30km bis nach Bozen, so dass am Ende die 110km voll gewesen sind. Das war dann aber auch kernig hinten raus, flach und warmer Gegenwind. Den lieben Popo spürt man einfach irgendwann ständig und weiß nicht mehr, wie es sich am besten sitzen läßt.. Aber hey – das Timmelsjoch mit dem Fahrrad, das kann nicht jeder von sich sagen! 🙂

Tag 4: Riva del Garda

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Jetzt ging es vor allem nur noch darum, Strecke zu machen. Keine Pässe mehr, nichtmal wirklich Höhenmeter. Der Ritt bis Riva del Garda war dennoch anstrengend und herausfordernd. Es war brütend heiß, der Gegenwind war weiterhin da. Und die Strecke entlang der Etsch war leider zunehmend langweilig. Der Radweg war super ausgebaut und es gab immer wieder Fahrradraststätten, die BiciGrills. Eine solche rettete mich auch einmal mit zwei kühlen Colas. In diesen Tagen nicht Zero, denn jede zugeführte Kalorie zählt 🙂

Am Nachmittag war er dann da, der Blick auf den nördlichen Gardasee. Das Ende vieler typischen TransAlps mit dem Fahrrad. Ein kurzes Bad in der Radelklufft passte zur Abrundung des Erlebten. Pasta und Gelati sowieso.

Tag 5: Verona

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Verona war der Zielort meiner Reise. Dort hatte ich einen Zug bis München gebucht samt Fahrradstellplatz. Das stellte sich auch als der Engpass in der ganzen Planung heraus, da es in der ganzen Woche weder aus Verona noch Venedig andere verfügbare Fahrradplätze in einem Zug gab. 

Sportlich hatte ich nicht mehr so ganz die Muße, oder vielmehr kein Sitzfleisch mehr. Da es sich entlang des Gardasees mit dem Fahrrad eigentlich nur auf der stark befahrenen Straße fahren lässt, nahm ich die Seefähre bis Garda. Von dort waren es dann nur noch 30km bis zum Ziel in Verona. An sich keine lange Fahrt, aber zäh war sie trotzdem jetzt so nach 5 Tagen im Sattel und bei der Hitze 😀 

Verona war für mich ein bisschen wie Rom, nur in klein und weniger krass voll. Schöne Ecken am Fluss, Hügel mit Aussicht, viele alte tolle Gebäude und dieses Dolce Vita Flair. Kann man machen!

Von hier aus endet die Reise und es geht wie gesagt, mit dem Zug in einem Tagestrip zurück nach Hause.

Fazit

Ja, was kann ich abschließend sagen. Mich reizen gewisse Herausforderungen ja durchaus. Und deswegen war es toll, dass ich das durchgezogen habe! Andere fahren die „einfachere“ Route über Reschen oder Brenner, das sind nicht diese krassen Höhenmeter. Aber man wird auch nicht mit diesen ganz tollen hochalpinen Ausblicken belohnt, die ich sonst ja auch schon von meinen Motorradtouren kenne. Jeden Tag 100km im Sattel zu sitzen zehrte schon an mir, an Po, Schenkeln, Knie und Händen. So eine andauernde Belastung ist mein Körper letztlich nicht gewohnt. Aber ich würde es auf jeden Fall wieder machen! Daher mal sehen, was als nächstes Abenteuer kommt, jetzt, nachdem ich die ganze Ausrüstung ja da habe 🙂

Tag 1: 54km, 2h30m, 193hm 
Tag 2: 91km, 5h43m, 1.422hm
Tag 3: 108km, 5h44m, 1.555hm
Tag 4: 101km, 4h40m, 232hm
Tag 5: 31km, 1h49, 161hm

(Aktivzeit ohne Pausen)

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