Gin Masterclass in Mossel Bay

Ein nächster Stop führte uns nach Mossel Bay, zu Beginn des Garden Districts und der eigentlich sehr bekannten Garden Route. Wir verbrachten zwei Nächte im wirklich sympathischen Protea Hotel direkt am Hafen – dazu mehr in einem eigenen Beitrag zu Mossel Bay. Das Hotel hat neben dem regional sehr bekannten integrierten Seafood-Restaurant noch die Besonderheit, eine ebenso integrierte Gin Destillerie vorweisen zu können. Die Cape Saint Blaize Distillery. Netterweise hat uns das Hotel beim Check-In als Willkommensgeschenk verschiedene Dinge angeboten, die damit in Zusammenhang stehen. So konnten wir uns für eine der Gin Flaschen entscheiden oder aber auch kostenfrei an einer Gin Masterclass teilnehmen, bei der ein eigener und individueller Gin hergestellt wird. Diese Masterclass besuchte ich direkt am ersten Abend – ich hatte das Glück (oder auch den zu Beginn unangenehmen Umstand), dass ich der einzige Teilnehmer war.

Los ging es mit dem Classic Gin der Destillerie als Perfect Serve. Das bedeutet nicht mehr, als dass es ein Gin & Tonic ist und kein zusätzlich verarbeiteter Cocktail. Der Classic Gin war ein London Dry Gin, den sie neben einem floralen, einem „ozeanischen“ und einer aktuellen Sommer-Edition bei sich im Portfolio hatten. Während der Masterclass wurden alle 4 Sorten auch verkostet – erst pur, dann mit einem Stück Zitronen- oder Orangenschale, dann mit Tonic. Jedes Mal veränderten sich die Geschmäcker spürbar.

Nun zur Gin-Herstellung: Vernel erklärte die Grundzüge des Gins, den Entstehungsprozess und die sich vor mir befindende Apparatur, mit der ich meinen eigenen 0,5l Gin herstellen würde.

Der Prozess gestaltete sich in etwa wie folgt:

  1. Auswahl einer Basistinktur für meinen Gin, die bereits mengenmäßig vorbereitet und mit Alkohol versehen waren. Es gab „zitrus“, „floral“ und „herbal“. Da ich auf sommerliche und erfrischende Gins stehe, wurde es die erste Option.
  2. Auswahl von 3 Geschmackszutaten aus ca. 20, welche dann komplett zu dem Gemisch hinzugegeben wurden, um die individuelle Note zu geben. Wer dem Stochastik 1×1 mächtig ist, der weiß, dass da eine ganze Menge Kombinationsmöglichkeiten entstehen. Ich entschied mich nach meinen Geruchstests für Kokosnuss, Kaffee und Buchu. Buchu ist ein afrikanisches Strauchgewächs, das eine eher medizinische Note hatte. Vernel meinte, das „Ungewohnte“ macht den Geschmack aus. Na dann, wird schon schiefgehen..
  3. Hinzugabe der Botanicals in einem Baumwollsäckchen: Wacholder, Kräuter, irgendwelche Samen. Das ganze wurde zusammengebunden und mit in die Destillationsapparatur gegeben.
  4. Feuer: jetzt wurde Dampf im Kessel gemacht und der Verdampfungsprozess startete. Die ersten 10% des Destillats wurden entsorgt, weil es sich dabei um zu hochprozentigen / giftigen Alkohol handelt. Alles Weitere wurde dann aufgefangen. Der ganze Vorgang dauerte knapp 45 Minuten, bis wir stoppten, weil irgendwann der Alkoholgehalt zu sehr abnimmt wieder.
  5. Alkohol-Ausgleich und Labeling: mein Destillat hatte 80% Alkoholgehalt gehabt – selbst die Tropfen waren aber schon lecker. Vernel verdünnte das Gemisch auf ca. 43% und mein eigener Gin war fertig für die Flaschenabfüllung.
  6. Verprobung: keine Lebensmittelproduktion darf ohne Test bleiben! Wir verkosteten also zusammen. Erst pur, dann mit Tonic. Und ich muss sagen, das war wirklich lecker! Ich freue mich, die Flasche zu Hause trinken zu können.

Alles in Allem wirklich spannende Aktivität, die ich so gar nicht erwartet habe in dem Urlaub. Während dem Destillationsvorgang erzählten wir viel über Land und Leute von Südafrika, über Gin, über Europa – war wirklich angenehm. Zu guter Letzt durfte ich noch die Destillationshalle sehen, die sich ebenfalls im Hotel befand. Dort war alles im Umbaumodus, weil daraus eine gläserne Fabrik entstehen wird. Das Gin Label war echt cool – nicht nur, weil die Gins wirklich schmeckten, sondern weil auch so viel Liebe im Detail enthalten ist. So werden sogar die Flaschen alle in Eigenproduktion aus Ton gegossen und gebrannt. Jedes Quartal kommt eine limitierte Edition, mit eigener Farbe. Diese Flaschen fanden sich lustierweise auch überall im Hotel wieder, als Blumenvasen, als Kerzenständer, als beschriftete Objekte. Ausschussflaschen aus der Produktion gibt es offenbar auch eine ganze Menge, weil die konnte man für 2,50 Euro / 50 ZAR kaufen.

1 Kommentar

  1. Sehr schöner Bericht. Die leeren Flaschen als Deko sehen sehr gut aus. Prost 😉

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